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Nein, ich hatte niemals damit gerechnet, das Gothon so gross würde, aber so kam es dazu:

Ich war selber Pate bei einer grossen NGO und begann mit einem ersten Patenkind, als ich etwa 23 war. Damals gab es weder Internet noch Mails wie heute, das war etwa 1985. Ich wusste kaum etwas über andere Religionen und hatte oft nur negatives gehört, so dass mit erst nach einem Jahr klar wurde, dass mein erstes Patenkind Muslim ist und das Land mehrheitlich islamisch. Nun war die Frage offen, wie weiter und ich hatte mich für den richtigen Weg entschieden, ich ging die damals schon drei Patenkinder besuchen.

Ich hatte nicht nur meine Vorurteile revidiert, sondern in wiederholten Besuchen auch das Land lieben gelernt. Damals war ich dort noch ein Exote, da ich als weisser Mann alleine und mit einfachen Mitteln reiste. Weisse und Andersfarbige waren vom Schiffshafen her bekannt, der auch einer anderen Flussseite von Mongla lag, deren Matrosen sich aber kaum nach Mongla verirrten. Mir wurde von Kindern oft Gurru nachgerufen, was so viel wie der von einem Schiff kommende bedeutet. Lange hofften sie auch, bei mir ihre Fantasiepreise verlangen zu können, was aber schnell aufhörte, als ich mit ersten Worten in deren Sprache antworten konnte. Touristen waren dort damals so gut wie unbekannt. Weisse waren sonst entweder Missionare oder solche von NGO's, die aber kaum zu Fuss unterwegs waren. Viele alte Katholiken sprachen mich deshalb oft mit Vater (für Priester) an, was ich oder meine Begleitung dann sofort korrigierten. Damals gab es einen alten italienischen Priester, der viel Einfluss hatte und mit Geldern aus seiner Familie und Heimat viel beeinflusste. Ich selber gehöre, obwohl sehr gläubig, keiner Religion mehr an.

Es wurde mir aber zu wenig nur ein zahlender Pate zu sein. Da meine Patenkinder mehrheitlich im Südwesten von Bangladesch lebten, kannte ich dieses Gebiet am besten.

Unterdessen hatte ich auch Susanto kennengelernt, damals war er 13 Jahre alt und ich spielte mit einigen Jungs Fussball.

Ich begann direkt zu helfen, auch Susanto, was damals  noch schwierig war, die meisten hatten ja kein Bankkonto, Briefe kamen nicht an und Mails war noch nicht so einfach, musste dort über Mailshops gemacht werden usw.

So kam es, das auch zwei Bekannte über mich einem Kind halfen und bei mir noch wenige dazu kamen. So nannte ich mein Projekt "Kinder mit Hoffnung", kam aber schnell davon ab, da der Name zu lang war, auch in Bangla. So nahm ich Help to Hope, unter dem ich auch eine Webseite gehabt hatte, aber kaum Besucher. Heute findet man im Netz andere Seiten mit diesen Namen. Ich hatte einfach zeigen wollen, was ich mache, ohne Gedanken an das, was Gothon heute ist.

Damals hatte ich den Namen aber nicht registriert und ein Unternehmen in Deutschland, das einen fast gleichen Namen für ein Projekt (Stiftung ) in Deutschland hat (ich fand heraus, dass sie ihren nach dem Start meiner Webseite registriert hatten), hatte mich angefragt, wie lange es Help to Hope gebe usw., danach aber sofort abgemahnt und mir Anwälten gedroht, wenn ich den Namen nicht ändern würde, statt anständig zu fragen, ob ich das könnte. Ich hatte in einem Mail mein Bedauern über deren Vorgehensweise geschrieben, dann eingelenkt und mir wurde dafür etwas Hilfe versprochen, aber auf weitere Mails wurde nicht mehr geantwortet.
So suchte ich nach einem Namen, der einmalig ist und auch in Bangladesch verstanden wird. Mit der Hilfe von Susanto einigten wir uns auf das Wort Gothon.
Vor allem aber waren alle Domain im Internet wie .com, .org usw. noch frei. Das es Gothon scheinbar auch als Familienname gibt, fand ich erst später heraus.

Da Gothon unter anderem "Aufbau" bedeutet, fand ich es geeignet.

Dieses Mal habe ich aber zuerst den Namen amtlich registrieren lassen, womit auch das Logo geschützt ist. Da die Suchmaschinen im Internet damit aber nichts anfangen können, ist die Webseite unter dem Hauptnamen Patenschaften-Bangladesch.ch eingerichtet.

Dies, wie der Umstand, dass die Seite sehr gut für Suchmaschinen optimiert war, führte dazu, dass sich zu meiner Überraschung schon kurz nach dem Aufschalten der Webseite erste Interessenten meldeten, um auch Kindern zu helfen.

Es gab dann natürlich auch erste Schwierigkeiten, ich wie das Team in Bangladesch, das bald auf 3 (zwei davon anfangs noch Teilzeitkräfte) gewachsen und angestellt war. Wir mussten vieles lernen und immer wieder etwas korrigieren. Vor allem erschreckend ist, dass  die Preise seither stetig sehr stark gestiegen sind.
Von Anfang an habe ich das missionieren im Projekt verboten, angewiesen auf religiöse Symbole in allgemein zugänglichen Räumen zu verzichten, was sich sehr gut bewährt hat. Die örtliche Bevölkerung und vor allem die Regierung, haben immer wieder sehr positiv darauf reagiert.
Alle Beamten, die im Bezirk etwas zu sagen haben, wie auch die Frau, die den Bezirk im Parlament vertritt (ja, gibt es auch in muslimischen Ländern), waren schon bei Gothon zu Besuch zum Essen (und ich bei Besuchen in Bangladesch bei den meisten von Ihnen auch schon). Vort allem wegen der Probleme seit dem 11. September in der USA und der Radikalisierung des Islams in vielen Ländern muss ein Besucher bei der örtlichen Polizei gemeldet sein. So werde ich immer persönlich beim alle paar Jahre wechselnden Polizeichef in Mongla vorstellig. Da man mich sehr gut kennt, muss ich nicht nach Bagerhat (dem nächstgrösseren Distrikt) um mich dort auch zu melden. Ein Grund ist, dass auch in Bangladesch für Terror geworben und rekrutiert wird und man genau wissen will, woher Gelder vom Ausland kommen und wofür sie verwendet werden.


Als einfacher Angestellter habe ich auch nur beschränkte eigene Mittel, eine kleine Erbschaft ermöglichte es mir aber, dann dort selber ein eigenes Haus zu erstellen und ich musste nicht mehr im Hotel wohnen. Es diente bis Ende 2014 auch als Büro und als Zuhause von Susanto. Aktuell wird es noch für den Empfang von Besuchen und Essen mit Beamten usw. genutzt, Susanto (verstorben) wohnte dort, nun noch seine Frau mit den 3 Kindern.
Als bekannt wurde, dass eine der wenigen Schulen im Dorf schliessen wird, es gab nur eine Klasse, die jeweils von der ersten zur fünften dort war und in der die Frau von Susanto Lehrerin war, war das der Startschuss für unsere eigene Schule.

Vor wenigen Jahren wurde unser kleines Hilfswerk von der Regierung einer englischen Organisation empfohlen, das wir nun bei Projekten vor Ort vertreten (keine Kosten für uns, aber einige Vorteile wie Kurse für unsere Angestellten usw., sie zahlen auch die Miete für das neue Büro, da es in meinem Haus zu eng wurde).

Nun haben wir noch Patenkinder ausserhalb unserer eigenen Schule (diesen Teil wollen wir nicht ausbauen) und drei eigene Klassen. Auf das eigene Ausbildungscenter wollen wir uns in Zukunft konzentrieren, auch, weil wir seit Mitte 2015 die einzige NGO im Bezirk sind, die noch mit Kinderpatenschaften arbeiten wird. Das grosse Hilfswerk, das dort in vielen Bereichen vertreten ist, hat sich davon zurückgezogen.


Wir sind uns bewusst, dass das Erreichte nur mit der Hilfe der bisherigen Paten und Gönnern möglich war und auch in Zukunft so sein wird. Niemand kann genau sagen, wie sich das Projekt in Zukunft entwickeln wird und dies kann, aber wir wollen uns auch in Zukunft Mühe geben, auch wenn wir es uns bewusst sind, das wir nie alle Paten zufriedenstellen können, wenn den einen oder anderen Paten die eine oder andere Entscheidung gegen den Strich gehen wird. Wichtig ist und wird aber bleiben, transparent zu bleiben, um zeigen zu können, was mit den Geldern geschehen ist.

Da wir den Ausbau an Patenkindern vor allem auf die Schule beschränken (mit eventuellen dringenden Ausnahmen), sind oft nur Kinder zur Vermittlung frei, deren Paten diese aus verschiedensten Gründen nicht weiter unterstützen können.

Natürlich würde ich heute einiges anders machen, aber damals hatte ich nie damit gerechnet, dass Gothon einmal diese Grösse erreichen könnte. Höhere Beiträge von Anfang an hätten zwar nicht dieses Wachstum ermöglicht, dafür etwas mehr Reserven. Die eigene Schule währe dann wohl viel früher der Mittelpunkt geworden. Vieles lernt man aber erst mit der Zeit und den Erfahrungen daraus. Wer würde nicht gerne das Eine oder Andere in der Vergangenheit ändern, aber das ist nicht möglich.

Trotzdem konnte ich mir selber einen grossen Wunsch erfüllen, indem seit 2014 Kinder im Tageshort, manche Kinder 6x / Woche eine anständige Mahlzeit bekommen, auch in Notfällen vorübergehendVollzeit aufgenommen werden können. Auch da gab es am Anfang einiges zu lernen und Wechsel.

Am 29. Februar 2016 konntne wir nach längerer Zeit endlich die nationale Registration in Bangladesch abschliessen. Zuvor waren wir nur lokal angemeldet, was nach einer Gesetztesänderung zum Graubereich wurde.

 

Zielsetzungen für die nächsten Jahre:

  • Konzentration auf das GEC Gothon Education Center.
  • Das GEC nicht nur als Schule, sondern vermehrt auch für Erwachsenenkurse nutzen.
  • der Veruch, die administrativen Kosten weniger abhängig von B. Feser zu machen, ohne damit die Patenbeiträge zu belasten.
  • Kurse wie Sauberkeit, Recycling usw. für die Dorfbevölkerung. Gothon mit dem GEC soll dabei als Muster dienen können.
  • Soweit wie möglich, weiterführen und Ausbau der Zusammnearbeit mit Orgabisationen wie der VSO England.

Das wird alles seine Zeit brauchen, ist aber nur erreicht, wenn daran gearbeitet wird.

Umso mehr aber werden wir auf frei einsetzbare Einzelspenden oder regelmässige Spenden setzen, auch wenn dies etwas schwieriger sein wird.
Sehen Sie dazu auch: Einzelspenden Infos.
 

Fotos:

 

Liste zu den Fotos.

Alte Fotos sind noch gescannte reale Fotos und deshalb nicht von guter Qualität.

001 – 005    Mein erstes Patenkind in Bangladesch, Shofiqul Islam (Bild 003 mit Anit), später mit einer ersten Tochter

006 – 007    Ex Patenkind Anit als Patenkind und später als Student

008 – 009    ex Patenkind Uttom mit seiner Klasse und später als Artzt in Indien, verheiratet, 2 Töchter

010 – 011    die ältesten zwei Fotos von Susanto, die ich noch habe, Foto Zähne putzen links, Foto 2 rechts

012 – 014    Apurbo mit dem kleinen Bruder  / einem Freund, als priv. Patenkind, heute ein Teammitglied

015               Solche Bilder haben mich dazu bewogen mehr machen zu wollen, hier putzt er meine Schuhe.

016 – 024    das sich immer wieder geänderte Zuhause von Susanto damals, die Familie seines Bruders und die Mutter, bei denen er gross geworden ist.

025 – 026    Mein langjähriges Hotelzimmer in Mongla, bevor ich ein Haus hatte.

027 – 032    Die 4 bisherigen verschiedenen Büros, zuerst noch als Help to Hope

033 – 042    Mein Haus, von mir entworfen, geplant und in Bangladesch minim angepasst.

043 – 045    Die erste Volontärin von VSO, aktuelle Projekte mit VSO laufen ohne Volontäre.

046 – 053    Die Uniform entstand nach einer viel älteren Idee von mir, damals noch von mir mit der Hand gezeichnet, wie übrigens auch das Original Gothon Logo. Mit dem Computer habe ich dann doch verschiedene Farbvarianten ausprobiert und kam zurück zum Uhrsprung, da er am besten zum Symbol passte.

054               Anik kam am Besuchstag mit mir in die damalige Schule, wo Prity unterrichtete, sein Haus stand gleich daneben. Er ist aktuell einer der Jungs, die ganz in Hostel leben.

055                Hoher Besuch bei mir zu Hause durch eine hohen regionalen Beamten mit Familie (zum Essen).

056                Das Team damals.

057 – 059     Das erste Hostelhaus (nur Tageshort) in meinem Garten bis zum aktuellen Hostel mit Schlafräumen.

060                Es gibt sogar ein Fotobuch zu kaufen. Ein aktuelles könnte folgen.

 

 

05.01.2019  B. Feser

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